Stellungnahme zur geplanten Unterbringung von Flüchtlingen in Sendenhorst

Der Deutsch-Ausländische Freundeskreis Sendenhorst e.V. begrüßt ausdrücklich, dass die Stadt Sendenhorst weiterhin versuchen wird, Flüchtlinge soweit wie möglich dezentral unterzubringen und die Belegung von Sporthallen, die Nutzung von freien Gewerbeimmobilien sowie letztlich auch die Aufstellung von Containern soweit wie möglich zu vermeiden.

In diesem Zusammenhang unterstützen wir eindringlich den Appell von Bürgermeister Streffing an Bürger und Bürgerinnen von Sendenhorst und Albersloh, weiteren Wohnraum für Flüchtlinge gegen eine gesicherte Zahlung der Miete und Nebenkosten durch die Stadt zur Verfügung zu stellen.

Auch würden wir es sehr begrüßen, wenn Privatpersonen dem Vorschlag der Stadt folgen und neuen Wohnraum für Flüchtlinge bauen oder bestehenden Wohnraum umbauen würden. Dafür stehen laut Aussage der Stadt attraktive Fördermittel zur Verfügung. Neben dem humanen Aspekt, Flüchtlingen eine menschenwürdige Unterbringung zu gewähren, würden diese privaten Investoren auch langfristig von einer sicheren, renditekräftigen Geldanlage profitieren.

Und wir wollen auch Industrie, Gewerbe und Handel ansprechen, sich in Sachen „Menschenwürdiger Wohnraum für Flüchtlinge“ zu engagieren. Wenn sich Einzelne vielleicht finanziell zu schwach fühlen, Wohnraum zu schaffen, so könnten sie sich doch z.B. zu einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft „(I)ndustrie, (G)ewerbe, (H)andel – Wir schaffen Wohnraum für Flüchtlinge“ zusammenschließen, einen entsprechenden Fonds oder eine Stiftung gründen, oder, oder, oder...Ideen gibt es sicherlich viele, aber gehandelt werden muss jetzt.


Was die Unterbringung von Flüchtlingen in Containern anbelangt, so weisen wir auf die in 1995 vereinbarten „Mindeststandards bei der Unterbringung von Flüchtlingen, insbesondere von Familien mit Kindern, in Übergangsheimen der Stadt Sendenhorst“ hin. Diese Absichtserklärung wurde damals in Zusammenarbeit zwischen dem Kreis Warendorf, der Stadt Sendenhorst, der katholischen Kirchengemeinde, dem Deutsch-Ausländischen Freundeskreis Sendenhorst und der pax christi – Gruppe Sendenhorst ausformuliert und übereinstimmend als Grundlage für eine konkrete Umsetzung bestätigt. Sie wurde so von der Stadt Sendenhorst beschlossen und lautete wie folgt:


In der Diskusssion wurde deutlich, dass auch für die Unterbringung von Flüchtlingskindern das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) ein wichtiger Massstab ist. Grundlage des Gesetzes ist das Kindeswohl! Es wurde im Gespräch davon ausgegangen, dass familienstützende Massnahmen die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen positiv beeinflussen. Weitere wichtige Grundlagen (Gesetze) sind im Haager Minderjährigenschutzabkommen und in der UN-Kinderkonvention zu sehen. Diese Grundlagen sind bei der Unterbringung von Flüchtlingskindern zu berücksichtigen und anzuwenden.


Als übereinstimmendes Ergebnis des Gespräches vom 29. März 1995 werden folgende Einzelpunkte als Grundlage von Mindeststandards verstanden, die in der Praxis konkret umgesetzt werden sollen, soweit das bei Übergangsheimen, die nach ihrer Zweckbestimmung und aufgrund von Förderungsbestimmungen letztlich nicht allen Standards normaler Wohnungen werden entsprechen können, im Einzelfall möglich ist.


  • Angestrebt wird, dass Flüchtlingsfamilien möglichst in abgeschlossenen Familienbereichen (kleinen Wohnungen) untergebracht werden. Damit wird die Intimsphäre der Familien – vor allem der Kinder – geschützt. Dies setzt voraus, dass Familienbereiche mit je eigener Küche und eigenen sanitären Einrichtungen vorhanden sind.

  • Wenn eben möglich, erfolgt eine altersgemäße Unterbringung der Kinder, was u. a. nach Geschlechtern getrennte Schlafräume voraussetzt. Eltern sollten einen von ihren Kindern getrennten Schlafbereich haben.

  • Schulkinder sollen in Wohnungen einen Platz finden, wo sie möglichst ungestört Schulaufgaben machen können.

  • Die Wohnbereiche sollen ausreichend schallisoliert sein, damit die Nachtruhe der Kinder gewährleistet wird. Daher bietet es sich an, Familien getrennt von Einzelpersonen unterzubringen.

  • Auch bei Einrichtungsgegenständen sind einschlägige Sicherheitsstandards zu beachten.

  • Ferner sollen gesundheitsfördernde Aspekte genügend berücksichtigt werden, z. B. hinsichtlich der Beheizung der Räume und im Hinblick auf ausreichende Lüftungsmöglichkeiten.

  • Angestrebt wird auch, dass in jedem Familienbereich Wäsche gewaschen werden kann und dass es zentrale Möglichkeiten der Wäschetrocknung gibt.

  • Auf verfügbaren Grundstücksflächen von Übergangsheimstandorten soll den Bewohnern eine gärtnerische Nutzung ermöglicht werden.

  • Schließlich ist das Spielbedürfnis von Kindern zu berücksichtigen und zu fördern. Nach Möglichkeit sind entsprechende Spielflächen in den Wohnungen und im Außenbereich vorzusehen.


Diese beschriebenen Voraussetzungen/Mindeststandards sollen Kinder und Jugendliche bei ihrer Entwicklung fördern. Insoweit ist zu bedenken, dass viele Flüchtlingfamilien über einen langen Zeitraum in Übergangsheimen verbringen müssen. Unter Berücksichtigung des Kindeswohls sind gerade deshalb auch psycho-hygienische Aspekte zu beachten.


Die angeführten Grundsätze und beschriebenen Einzelpunkte an Mindeststandards sollen möglichst bei allen konkreten Planungen der Stadt Sendenhorst berücksichtigt werden. Die Vertreter des Deutsch-Ausländischen Freundeskreises und der pax christi – Gruppe Sendenhorst bieten auch insoweit ihre Mitarbeit an und werden regelmäßig in die Planung von Unterkünften bzw. in Überlegungen zu deren Optimierung einbezogen.


Soweit die Formulierung der Absichtserklärung in 1995..


Wir fordern die Einhaltung dieser Mindeststandards. Die vorliegenden Containerpläne der Stadt entsprechen ihnen in keiner Weise.


1995 ging es vorrangig um die Unterbringung von Familien und deren Kinder. Heute sind auch viele Einzelpersonen als Flüchtlinge bei uns. Sie sind bei der Unterbringung nicht schlechter zu behandeln als Familien. Auch für Einzelpersonen müssen die Bedingungen entsprechend gelten. Auch für sie haben wir eine Verantwortung bei der Unterbringung. Zu enger Wohnraum, wie im vorliegenden Containerkomplex geplant, ist deshalb unzumutbar, weil dieser Personenkreis oft auch seelisch verletzt ist, sodass Reaktionen auf Stresssituationen nicht berechenbar sind und unabsehbare Folgen haben kann. Die Container haben viel zu dünne Wände, die Intimssphäre ist nicht gewahrt, ein kurzer Aufenthalt ist aufgrund der schleppenden Verfahren durchs Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nicht gewährleistet, Deutsch lernen ist auch unmöglich aufgrund der räumlichen Enge und dabei ist Deutsch lernen eine wesentliche Voraussetzung für eine gelingende Integration, und, und, und....

Die Zusammenlegung des einzigen Aufenthaltsraumes mit der einzigen Küche in einem einzigen Raum des jeweiligen Containerkomplex ist völlig unzureichend für 24 Personen. Küche und Aufenthaltsraum müssen getrennt sein, sonst sind aus unserer langjährigen Erfahrung laufend Streitigkeiten vorprogrammiert.

Hinzu kommt, dass bei z.B. zwei Kochgelegenheiten in der Küche und der Annahme, dass jeder Single-Flüchtling pro Tag mindestens ½ Stunde sein Essen kochen und den Kochplatz säubern muss, insgesamt 6 Stunden (!) Kochzeit anfallen. Die ersten beiden Flüchtlinge müssten also z.B. um 15 Uhr mit dem Abendessenkochen anfangen, damit die letzten beiden wie am Fließband um 20.30 Uhr damit anfangen können. Das kann so nicht funktionieren. Auch da sind Streitigkeiten vorprogrammiert.


Wir begrüßen die getrennte Unterbringung von Einzelpersonen und von Flüchtlingsfamilien, haben aber große Bedenken zum geplanten Standort möglicher Container auf der alten Skateranlage an der Realschulhalle. Auch wenn die zur Zeit noch vorhandenen Erdwälle abgetragen werden sollen, so ist und liegt der Standort doch zu isoliert. Es gibt keine Wohnbebauung in der Nähe. Der bisherige Skaterplatz wurde durch Vandalen, die nicht gefasst werden konnten, weil sie der einsamen Lage wegen wahrscheinlich keiner gesehen hat, so zerstört, dass er geschlossen werden musste. Vor diesem Hintergrund sehen wir eine sehr hohe Gefahr von Übergriffen und Anschlägen auf die Menschen an diesem relativ einsamen Standort.


Insgesamt betrachtet bitten wir die Stadt darum, die Containerlösung zu überdenken und in der vorliegenden Form zu verwerfen.